Vier- Flüsse- Tour_Tag 3

Zwischen der Entscheidung das Campingequippement nach Hause zu schicken, in einem Schließfach zu lagern und nach unserer Rückkehr von zuhause aus wieder abzuholen oder es auf dem Weg bei der Familie abzuwerfen haben wir uns letztlich wegen der Flexibilität und kostengünstigeren Übernachtungsmöglichkeit dafür entschieden es weiter mitzuschleppen. Ein wenig mehr Abenteuer bleibt damit ja auch erhalten. Diese Entscheidung hat dann zwei gravierende Konsequenzen: 1. Wir brauchen für Sandra eine neue Schlafmatte und 2. wird das Mehrgewicht uns noch zu Schaffen machen. Aber dazu später mehr.
Wir fahren also vom Hotel weg und machen uns auf die Suche nach der Biwakschachtel einer von zwei Outdoorläden in Koblenz. Wir haben einen guten Berater, der erst einmal sämtliche vergleichbare Matten im Flur übereinander und nebeneinander ausbreitet und ein mittleres Chaos verursacht. Danach auf zum Probeliegen und schnell ist eine Entscheidung getroffen. SEA TO SUMMIT mit einer Schaumstofffüllung und 150 g schwerer als die andere. Aber für Komfort sollte auch dieses Mehrgewicht keine Rolle spielen. Zuguterletzt können wir sogar für die nächsten 14 Tage die kaputte Matte da lassen und später wieder abholen oder uns schicken lassen. Guter Laden, könne wir sehr empfehlen. Eine knallrote Matte an Steuerbord auf dem Fahrrad setzen wir unseren Weg fort und fahren zum Sightseeing zum Deutschen Eck. Ein Selfie dokumentiert den Wechsel von der Mosel an den Rhein und eine Fahrt mit der Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein lädt uns dazu ein die Stadt und die Flusskreuzung von Oben anzuschauen. Nachdem vor einigen Jahren die Bundesgartenschau die Stadt und auch die Festung in eine blühende Oase verwandelt hat, ist jetzt allerdings nicht mehr viel davon zu sehen. Nein, stimmt nicht ganz. Es sind schöne Anlagen mit wechselnd, der Jahreszeit entsprechend, blühenden Pflanzen angelegt. Schön für das Auge des Betrachters, riesige Wiesengelände aber alles sehr steril und nichts für Kinder. Sogar mit etwas schlechtem Gewissen schlendern wir quer über die Wiese, allerdings sind wir damit die Einzigen. Schade, das Gelände wird nicht wirklich erobert. Die Festung und den Innenraum zu besichtigen haben wir uns erspart, weil dort zurzeit eine Kriegsausstellung weilt. Allerdings gibt es genug Medienberichte über aktuelle Kriegsplätze, sodass wir nicht noch mehr darüber sehen wollen. Es wäre durchaus spannend mal eine Friedensaustellung zu entwickeln und zu zeigen. Dies kommt auch rückwirkend betrachtet viel zu kurz.
Nachdem wir wieder unten angekommen sind, fährt an uns ein zweites Pino vorbei mit wirklich wenig Gepäck. Wir machen uns abfahrbereit, weil wir sonst gar nicht mehr weg kommen. Es ist am Ufer viel Getümmel auch wegen Rhein in Flammen am Wochenende.
Die Fahrt am Rhein entlang ist bis auf wenige Situationen in denen wir vom Radweg ausweichen müssen gut beschildert und entsprechend gut zu fahren. Was sehr auffällt sind die vielen Radfahrer mit E-Bikes. Viele ältere Menschen, die auch mit verhältnismäßig viel Gepäck an uns vorbeiziehen. Das ist schon etwas deprimierend, wenn man dann nicht mithalten kann. Die Fahrt am Rhein entlang gestaltet sich etwas komfortabler, auch weil man das Gefühl gewinnt hier etwas mehr und schneller voran zu kommen als an der Mosel. Durch den sehr geraden Flussverlauf und das weite Tal wirkt auch alles etwas grösser und „erhabener“(?) im Vergleich zum verschlungeneren und verspielten an der Mosel. Gleichermaßen sieht man allerdings am Rhein sehr weit voraus und hat sein Ziel sehr lange im Blick, bis man dann endlich dort angekommen ist. Das ist wiederum anstrengend. Wir passieren kleine Ortschaften und versuchen dann in Boppard etwas zu Essen zu finden, das nicht fettig ist und große Portion, weil wir ja noch ein Stück fahren wollen, finden auch ein Bed&Bike, sind aber von der Unterkunft und dementsprechender Versorgungslage nicht überzeugt. Der Wirt meint zwar in Richtung Mainz nach Boppard gäbe e nichts mehr, aber ich weiß das definitiv besser. Also müssen wir gegen den Hunger zunächst mit ein paar Müsliriegel angehen und für eine Übernachtungsmöglichkeit noch Mal recherchieren und in die Pedale treten. Auf dem Weg liegt noch St. Goar und danach Oberwesel. Insgesamt sind die Herbergen rar gesät und dazu noch teuer. Kurz entschlossen mache ich den Vorschlag in der Jugendherberge zu übernachten, weil das günstiger ist und qualitativ dennoch gut. Nach einem kurzen Telefonat haben wir ein Zimmer reserviert, auch mit der Möglichkeit uns zu verspäten weil wir schließlich noch 14 Kilometer vor uns haben. Nach etwa 10 der Restkilometer ist die Energie kurz vor aufgebraucht. Die nächste Imbissbude ist unser. Ja, trotz Fett und Kalorienbomben wie Zucker in der Currysauce. Aber genau das ist es, was wir jetzt brauchen.
Ich hatte weiter oben ja bereits kurz geschrieben, das die Entscheidung das Campingeqipment weiter mitzunehmen noch Konsequenzen haben würde … Jetzt in der letzten Flussbiegung vor Oberwesel fragt Sandra wo denn die Jugendherberge liege. Ich zeigte auf die Burg oben am Berg und erntete kolossales Unverständnis in Form von: „Das ist nicht dein Ernst!!!“ Ich sagte etwa vor 14 Kilometern etwas von einer Steigung bis zur JH, hatte aber selbst nicht mehr in Erinnerung, dass es so steil war und sich so lange hinzieht. Jetzt waren die 150g der Luftmatratze extrem schweres Zusatzgepäck. Ich schob also alleine und war froh, das wir an der Frittenbude Energie getankt hatten. Wenn auch nicht die gesündeste. Ein Mountainbiker überholte uns sitzend auf seinem Bike und wir waren uns nach einem kurzen Smalltalk einig, das er uns nicht helfen könne, aber ein nettes Gespräch durchaus doch hilft. Nach etlichen Kurven auf dieser 13% steilen Strecke und 1 km später hatten wir Gott sei Dank unser Ziel erreicht und auch unser Bett.
Nach einer guten ausgiebigen Dusche und etwas ausruhen haben wir es sogar noch geschafft die nahestehende Burg zu erkunden.
Und all das nur, weil für die kommenden 2 Tage Regen angesagt ist. Wir bleiben gespannt, denn abends sieht es noch gar nicht danach aus.
Morgen wissen wir mehr. Bis Bald.